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von Lisa Krug
Antifa-Magazin »der rechte rand« Ausgabe 195 - März / April 2022

#ReicheRechte

Der vielleicht bemerkenswerteste Widerspruch der rechten Macher besteht darin, sich als Retter und Beschützer des »kleinen Mannes« zu präsentieren und gleichzeitig Reichtümer anzuhäufen und einen elitären Lebensstil zu führen. Ein nahezu aristokratisches Verhältnis.

  

Antifa Magazin der rechte rand
Lindhorst – Stein als Wegweiser mit Nazisymbol Wolfsangel an der Straße die zum ehemaligen KZ Bergen-Belsen führt.

Die exponierten reichen Rechten lassen sich grob zwei Lagern zuordnen. Zum einen das »alte Geld«, das kein Interesse an sozialen Veränderungen oder Fortschritt hat. Politik ist ein Mittel, den Reichtum zu wahren und weiterhin komfortable Verhältnisse für sich und den eigenen Wohlstand zu garantieren. Auf der anderen Seite: erfolgreiche Unternehmer. Der Weg in die rechte Politik verspricht Macht und Anerkennung, jenseits des Chefpostens. Und im Zweifel lässt sich das Vermögen ja auch noch mit den richtigen Kontakten mehren.

Stephen »Steve« Bannon

Der US-amerikanische Publizist und Filmproduzent sollte den meisten eher als Berater des Weißen Hauses unter Donald Trumps Regierung bekannt sein. Der ehemalige Investmentbanker konnte da bereits auf eine Karriere im rechtsradikalen Spektrum zurückblicken. Als Leiter von »Breitbart News« versorgte er Rechtspopulist*innen bis hin zur »Alt-Right«-Bewegung mit Fake News. Nach dem Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 musste sich Bannon Ende desselben Jahres vor Gericht verantworten, weil er eine Vorladung des Untersuchungsausschusses zu diesen Vorfällen missachtet hatte und Unterlagen nicht herausgeben wollte. Nachdem er aufgrund Trumps Wahlniederlage nicht mehr im Weißen Haus tätig ist, macht er nun gemeinsam mit Boris Epshteyn, ebenfalls ehemaliger Trump-Berater, die fragwürdige Kryptowährung »Fuck Joe Biden«-Coin.

Peter Thiel

Der Start-Up Unternehmer, Investmentbanker und Trump-Unterstützer zählt zu den Anhängern einer libertären und gleichzeitig auf Monopole aufgebauten Wirtschaftspolitik. Laut Thiel sind Freiheit und Demokratie – ein ohnehin veraltetes System, das durch die Herrschaft von Unternehmerpersönlichkeiten ersetzt werden sollte – nicht vereinbar. Mittlerweile hat Thiel verlautbaren lassen, dass er sich bei den anstehenden Wahlen in den USA zugunsten der »Republikaner« engagieren werde. Es erscheint nur folgerichtig, dass der österreichische Ex-Kanzler Sebastian Kurz als »globaler Stratege« bei Thiel eine neue Wirkungsstätte gefunden hat. Dessen neueste Investition ist die Dating-App »The Right Stuff«, ins Leben gerufen vom ehemaligen Trump-Berater John McEntee, mit der sich »Konservative auf einfache Weise verbinden« können.

Dietrich Mateschitz

Das Forbes Magazin setzt »Didi«, den Red Bull-Mitbegründer, mit einem Vermögen von mehr als 16 Milliarden Euro auf Platz 1 der reichsten Österreicher 2021. Der Produzent von Energy Drinks tritt international als Sponsor von Sport- und Extremsportevents auf. Mehrfach machte der Milliardär aufgrund öffentlicher rechtspopulistischer Äußerungen bereits 2015 Schlagzeilen. Ganz davon abgesehen, dass er Geflüchtete als Betrüger*innen diffamierte, sprach er sich für eine Schließung der Grenzen aus. Sein Internet-Portal »Addendum« wird sogar als Alpen-Variante des US-Fake-News-Kanals »Breitbart News« gehandelt. Auch die aktuelle Corona-Pandemie bleibt von ihm nicht unkommentiert: Auf seinem Fernsehsender Servus TV wurden unter dem Intendanten Ferdinand Wegscheider mehrfach Verschwörungsideologien rund um das Thema Corona verbreitet. Bereits im Oktober 2018 beschrieb die Süddeutsche Zeitung den Sender als »Heimat­sender des österreichischen Rechtspopulismus«.

Fritz Küke

Mit der Herstellung von Chlordioxid zur Aufbereitung von Wasser verdient das ehemalige Mitglied der AfD-Fraktion in der Region Hannover sein Geld. Anfang 2020 hat Küke sein Mandat niedergelegt. Vorher hatte er die Räumlichkeiten seines Unternehmens in der Wedemark bei Hannover auch schon mal für Veranstaltungen zur Verfügung gestellt. So wurden Björn Höcke, Stefan Henze oder Stephan Brandner zu Vorträgen oder Klausurtagungen eingeladen. Bereits zu Studentenzeiten war der Chemiker als Mitglied der »Corps Alemannia-Thüringiae« im rechten Spektrum aktiv.

August von Finck junior

Laut Recherchen von Der Spiegel soll der 2021 in London verstorbene, deutsche Milliardär nicht nur Förderer der AfD gewesen sein, sondern bereits eine wichtige Rolle bei der Finanzierung der Parteiengründung gespielt haben. Etwa zehn Jahre zuvor hatte er den »Bürgerkonvent« mit mehreren Millionen Euro unterstützt. Aber auch die FDP und die CSU profitierten von finanziellen Zuwendungen durch Finck junior. Eine besondere Rolle nahm Peter Gauweiler (CSU) ein, er bekam über Jahre ein Millionenhonorar für »Beratungstätigkeit«. Mit seinen unternehmerischen Anfängen der im Familienbesitz befindlichen Privatbank Bankhaus Merck Finck & Co machte Finck junior sein Vermögen über Beteiligungen an der Restaurant- und Hotelgruppe Mövenpick oder dem deutschen Bauunternehmen Hochtief bis hin zum umstrittenen Goldhandel »Degussa« (s. drr Nr. 185).

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Winfried Stöcker

Seit dem Verkauf seines Medizinunternehmens 2017 ist Stöcker Multimillionär. Das ehemalige FDP-Mitglied trat im Zuge der Kemmerich-Affäre im Thüringer Landtag bei den Liberalen aus. Bereits 2014 hatte Stöcker vor einer »Islamisierung Deutschlands« gewarnt, wenig später rief er zum Sturz der damaligen Kanzlerin Angela Merkel auf. Im Zuge der Corona-Pandemie machte der AfD-Spender – für seine Verhältnisse bescheidene 20.000 Euro – und Arzt zuletzt mit dem Spritzen eines selbst entwickelten, nicht zugelassenen Impfstoffes gegen das Corona-Virus Schlagzeilen. Zu einer Impfaktion lud der Medizinprofessor Ende November 2021 in seinen Flughafen in Lübeck ein, bis die Aktion von der Polizei gestoppt wurde.

Folkard Edler

Der aus einer alteingesessenen deutschen Reeder-Familie stammende Kaufmann Folkard Edler ist Unternehmer aus Hamburg und soll seit den 2000er Jahren rechte Projekte unterschiedlicher Art mit etwa fünf Millionen Euro unterstützt haben. 2001 wurde er das erste Mal im Parteispendenbericht des Bundestages als Großspender der »Deutschen Partei« mit 25.000 Mark aufgeführt. In den weiteren Jahren wird er mehrfach als Großspender der AfD aufgeführt. Die Partei profitierte in der Gründungs- und Entwicklungsphase auch von einer Anschubfinanzierung mit einem mehrjährigen Darlehensvertrag. Auch die »Bibliothek des Konservatismus« in Berlin profitierte von Edler, als er die Immobilie, in der der neurechte Thinktank seinen Sitz hat, kaufte. Auch wenn er öffentlich kaum in Erscheinung tritt, ist er doch ein stiller, aber wichtiger Unterstützer der »Neuen Rechten« im Hintergrund.

Jürgen Lindhorst

Der Aufsichtsratsvorsitzende der »familiengeführten Unternehmensgruppe« im Bereich »Land- und Forstwirtschaft, regenerative Energien, Immobilien und Seniorenpflege« tätigen Lindhorst Gruppe hat am Eingang zu seinem Anwesen in Winsen an der Aller – es befindet sich an einer Zufahrt zum ehemaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen – einen mit dem Familiennamen und einer nicht zu übersehenden Wolfsangel verzierten Findling aufgestellt. Besucher*innen werden auf dem Weg zum Gedenken von dem Symbol der SS-Untergrundgruppe »Werwolf« begrüßt. Auch sonst äußerte sich Jürgen Lindhorst politisch eindeutig. Er bezeichnet auf dem digitalen Wutbürger-Portal »Hallo Meinung« Geflüchtete als vandalistisch und als »Leute«, die Hilfen »hier schmarotzerhaft erschleichen«. Und im Rahmen eines »politischen Abends« war der thüringische AfD-Chef Björn Höcke als Redner ins heimische Anwesen eingeladen.

Karl-Klaus Dittel

Der Stuttgarter Orthopäde ist Sprecher der Freunde des Berliner Schlosses in Baden-Württemberg und organisierte eine Großspende für das Berliner Schloss. Die Spender*innen für das Schloss tummeln sich für gewöhnlich am rechten Rand der Gesellschaft. So auch Dittel, sein Engagement gilt nicht nur der Erhaltung alter Steingebilde, sondern auch der AfD: Er gehört zu den Gründern des »Vereins zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten«, der die AfD mit mehreren Millionen Euro im Wahlkampf unterstützt hat.

Philip Steinbeck

Nicht erst seit der Ära AfD gibt Steinbeck sein Geld gerne den braun-angehauchten Kameraden. 2011 stand der Unternehmer bereits auf der Spendenwerbeliste der NPD. Er besitzt mehrere Immobilien rund um Lübtheen, unter anderem auch das »Volkshaus Lübtheen«; selbstverständlich residiert der Großgrundbesitzer in nichts Geringerem als seinem eigenen Schloss – im Gutshaus in Jessenitz. Er ist einer der Vertreter der rechten Siedlungspolitik, die seit der Wende in den dunklen Ecken Mecklenburg-Vorpommerns vorangetrieben wird: Reiche Neonazis, zumeist aus dem Westen, kaufen für meist sehr wenig Geld große Anwesen im Osten, die sie dann ausbauen und selbst bewohnen oder an gute Freunde weiterverkaufen oder vermieten. In der Lokalpresse lässt sich Steinbeck selbst oft gern als Retter der Gutshäuser und Schlösser ablichten. Mittlerweile ist er als stellvertretender Vorsitzender des AfD-Kreisverband Südwestmecklenburg tätig und auch dort macht er Geschäfte: 2020 soll er Wahlstimmen für die Aufstellung der Landeswahllisten im Wert von 10.000 Euro verkauft haben. Er selbst bestreitet diesen parteiinternen Vorwurf.