RECHERCHE. ANALYSE. PERSPEKTIVE.
Das antifaschistische Magazin
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Druckzeitpunkt: 11.12.2023, 06:09:55
Das antifaschistische Magazin
#Querfront
#Rassismus
Keine #FakeNews
#AfD bis 35 %
von der Redaktion
des antifaschistischen
Magazins
Liebe Leser*innen,
eine Wand, zwei Plakate: In Hamburg veränderten Unbekannte an der Roten Flora das eindeutige Statement gegen die Hamas in eine Solidaritätsbekundung mit Palästinenser*innen. An der Wand sollte nicht mehr zu lesen sein, dass das Töten von jüdischen Menschen in Israel und weltweit kein Befreiungskampf sei. Seit Jahren stehen antiimperialistische Bewegungen wegen unkritischer Solidaritäten in der Kritik. Das besetzte Kulturzentrum im Schanzenviertel hat seine Position indes nicht verändert. »Free the world from Hamas« hängt jetzt dort. Diese Forderung spiegelt, dass die Hamas eine islamistische Terrororganisation ist. Am 7. Oktober diesen Jahres bestätigten die seit 2007 den Gazastreifen beherrschenden Islamisten, dass sie mit dem gezielten Angriff auf Zivilist*innen, dem Ermorden von Wehrlosen, dem Hinrichten von Babys und Kindern, dem Vergewaltigen von Frauen und dem Zurschaustellen der Toten vor allem Terror verbreiten wollen. An jenem Tag hoffte die Hamas, so viele jüdische Menschen wie möglich zu ermorden. Sie töteten Menschen getreu ihrem fundamentalistischen Islamismus. An jenem Tag nahmen die Hamas auch nicht bloß über 250 Menschen mit der Entführung aus Israel als Geiseln. Sie nahmen ebenso die etwa zwei Millionen Menschen in Gaza als Geiseln, die lebend als menschliche Schutzschilde und tot als propagandistisches Material dienen. Propaganda und Verachtung scheint auch aus den nach dem 7. Oktober von Teilen der israelischen Regierung artikulierten Szenarien zu sprechen, wie die Umsiedlung aller Bewohner*innen Gazas auf den Sinai
oder der Einsatz von Nuklearwaffen.
Bei allem begründeten Mitgefühl um die Zivilist*innen in Gaza: Wenn du Linke*r bist, demonstrierst du nicht mit Reaktionären, wenn du Feminist*in bist, solidarisierst du dich nicht mit dem iranischen Regime nahestehenden Vergewaltigern und Mördern der Hamas. Wenn du Antifaschist*in bist, stehst du besonders in Deutschland an der Seite der Jüdinnen und Juden und gegen Antisemitismus. Jede klammheimliche Freude für die von religiösem Fanatismus getriebene Organisation ist nicht minder eine antisemitische Reaktion. Die Kritik an Teilen der migrantischen Communities und des linken Solidaritätsspektrums wegen israel-feindlicher Positionen und/oder antisemitischer Ressentiments ist nicht neu. Sie wird bereits seit Jahren geäußert und kommt oft selbst aus dem jeweiligen Milieu. Im momentanen Diskurs schlagen manche Politiker*innen und Publizist*innen nun auch harte Töne gegen Migrant*innen und »die« Linke an. Und sie suggerieren, die gesamte migrantische Linke und alle hier lebenden Migrant*innen stünden unisono gegen Israel. Eine Pauschalisierung, die auch andere Linke trifft. Schnell wird da übertönt, dass die deutsche Sektion von Fridays for Future sich deutlich gegen eine einseitige »Free Gaza«-Solidarität aussprach. Noch schneller wird überdröhnt, dass Antisemitismus in der Mehrheitsgesellschaft nicht bloß virulent, sondern omnipräsent ist. Doch reden wir nicht über die Aiwangers und Walsers dieser Gesellschaft. Erinnern wir lieber auch nicht daran, dass die Deutsche Burschenschaft auf dem Würzburger Burschentag 1822 beschloss, Juden auszuschließen. Vergessen wir besser, dass der »Tod (…) ein Meister aus Deutschland« ist.
Antisemit*innen sind wieder mal immer die Anderen – vor allem die Fremden, die Eingewanderten.
Eure Redaktion
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