Anschlag in Hamburg-Veddel – der Täter

von der Redaktion - Magazin »der rechte rand«

Magazin "der rechte rand" Ausgabe 169 - November 2017 (dieser Artikel ist OnlineOnly)

Der mutmaßliche Bombenleger vom S-Bahnhof Veddel bewegte sich schon Mitte der 1980er Jahre im Umfeld der später verbotenen Neonazipartei FAP.

Antifaschistisches Magazin der rechte rand Ausgabe 169

Stephan Kronbügel am 04. Oktober 1986 in Hannover in der FAP-Zentrale in Hannover.
© Archiv – Antifa-Magazin »derrechterand«

 

Am späten Nachmittag des 17. Dezember 2017 explodierte am S-Bahnhof Hamburg Veddel ein Sprengsatz, der in einer Tüte auf dem Bahnsteig abgestellt war. Ein Mann erlitt durch die Explosion ein Knalltrauma, eine Glasscheibe ging zu Bruch. Die Polizei nahm am folgenden Tag den 51-jährigen Stephan Kronbügel als Tatverdächtigen fest, das Amtsgericht Hamburg erließ Haftbefehl.

Das Motiv der Tat ist bisher unklar – aber ein rechter Hintergrund liegt nahe, denn der mutmaßliche Täter kommt aus der militanten Neonazi-Szene und auf dem Veddel wohnen viele Menschen mit Migrationshintergrund. Schon Mitte der 1980er Jahre war Kronbügel in der Szene aktiv, wie »der rechte rand« nachweisen kann.

Ein Foto aus dem Archiv des antifaschistischen Magazins »der rechte rand« belegt, dass Kronbügel schon Mitte der 1980er Jahre Kontakt zu der gewalttätigen »Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei« (FAP) hatte. Bei einem Polizeieinsatz am 4. Oktober 1986 wurde der damals 20-Jährige in der FAP-Parteizentrale in Hannover aufgegriffen und kontrolliert. Die FAP war offen nationalsozialistisch und gewalttätig und wurde 1995 verboten.

Über seine langjährige Haft aufgrund eines rechtsmotivierten Totschlags berichteten bereits zahlreiche Medien (u.a. die »taz«, 20.12.2017, (http://www.taz.de/!5469497/). Kronbügel hatte am 18. März 1992 gemeinsam mit dem Neonazi Stefan Silar in Buxtehude im nördlichen Niedersachsen einen Mann brutal zusammengeschlagen und so schwer verletzt, dass er wenige Tage später im Krankenhaus starb. Das Opfer hatte gegenüber den Neonazis Adolf Hitler als den »größten Verbrecher« bezeichnet. Die Täter waren der Polizei aufgrund allgemeiner Kriminalität und ihres »Ausländerhasses« bekannt.

Während Silar auch nach seiner Haftentlassung in der Neonazi-Szene aktiv war – unter anderem als Betreiber eines Szene-Ladens in Tostedt –, verschwand Kronbügel dagegen aus der Öffentlichkeit. Die Polizei rechnete den Mann ohne festen Wohnsitz laut Presseberichten zuletzt nicht der Neonazi-, sondern der Trinker-Szene in Hamburg zu. Er sei nur noch wegen kleineren Diebstählen aktenkundig geworden.

Auch das Hamburger Bündnis gegen Rechts weist in einer Pressemitteilung drauf hin, dass der mutmaßliche Täter „eine lange Nazikarriere hinter sich“ habe. Seit Mitte der 1980er Jahre tauchte er in der Szene rechter Skinheads in Hamburg auf, unter anderem im Umfeld der Mörder von Ramazan Avcis, der 1985 von Neonazis umgebraucht wurde.
(http://www.fsk-hh.org/blog/2017/12/22/der_man_von_der_veddel_rechnete_sich_selbst_dem_umfeld_der_moerder_von_ramazan_avci_zu).

Auch der Neonazi Frank Steffen, der 2015 in Köln die Oberbürgermeister-Kandidatin Henriette Reker mit einem Messer angriff und lebensgefährlich verletzte, kam aus dem Umfeld der FAP.