»Identitäres« Netzwerk

von Klara Leineweber
Magazin "der rechte rand" Ausgabe 163 - November 2016

Aktivistische Plattform

Der IB kommt die Funktion einer aktivistischen Plattform zu, welche die nationalen Interessen von AktivistInnen mit unterschiedlichen Hintergründen verbindet. So finden sich im Umfeld des halleschen Ablegers, der »Kontrakultur Halle«, nicht nur diverse Burschenschafter, sondern auch der wegen Körperverletzung vorbestrafte Neonazi Mario Müller und seine Freundin Melanie Schmitz sowie Dorian Schubert – ehemals beim «JN Stützpunkt Lörrach« aktiv. Melanie Schmitz ist die Sängerin des Musikstücks, das als Konter auf eine musikalische Kritik der Band »Jennifer Rostock« an der AfD im Vorfeld der Landtagswahl 2016 in Mecklenburg-Vorpommern bekannt wurde. Als Sängerin war Schmitz mit Till-Lucas Wessels am Klavier und Mario Müller als Fotograf (alle »Kontrakultur Halle«) bei der Wahlparty der AfD in Schwerin am Abend der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern anwesend. Ebenfalls feierten dort Torsten Görke und Hannes Krünägel, Regionalleiter der IB in Mecklenburg-Vorpommern, das Wahlergebnis der AfD.

Bursche der HLB und im Umfeld der »Kontrakultur Halle« aktiv ist Chris Wiedemann. Er ist seit einigen Monaten als Wahlkreismitarbeiter beim AfD-Landtagsabgeordneten Hans-Thomas Tillschneider beschäftigt. Wiedemann, Lehramtsstudent an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), gehört neben Tillschneider dem Vorstand der »Patriotischen Plattform« der AfD an. Bereits im Mai 2015 nahmen Stefan Träger, Chris Wiedemann, Jan Wenzel Schmidt und Leon Grünke – stellvertretender Vorsitzender der »Jungen Alternative Sachsen-Anhalt« – am Stiftungsfest der HLB in Halle teil.

Simon Kaupert hingegen ist Anfang 2015 als Gesicht des Würzburger PEGIDA-Ablegers »WÜGIDA« in Erscheinung getreten. Am 23. Mai 2015 nahm Kaupert am »Pfingstlager« der JN in Lützellinden (Hessen) teil. Organisiert wurde das Lager von JN-Strukturen aus Mittelhessen um das jetzige Landesvorstandsmitglied Thassilo Hantusch, Sohn des NPD-Kandidaten zur Landtagswahl 2016 in Sachsen-Anhalt, Thomas Hantusch, der auch langjähriger NPD-Funktionär in Hessen war.

»Kontrakultur«

Laut Eigenbeschreibung ist das »patriotische Projekt Kontrakultur Halle« seit Mitte 2015 »Teil einer europäischen Jugendbewegung – der Identitären Bewegung«. Die Ziele sind eindeutig: Der »Große Austausch« soll verhindert werden. Dazu plant das Projekt den »Aufbau einer neuen patriotischen Gegenkultur – einer Kontrakultur – , um so eine solidarische Gemeinschaft für deutsche Jugendliche zu bieten«.

Überregionale Aufmerksamkeit erhielt eine Aktion im März 2016. »Kontrakultur Halle« hatte die Tür zu Räumlichkeiten für eine »Probewahl« für AusländerInnen zugemauert. Aktuell bemüht sich das Projekt um die Aufmerksamkeit von StudentInnen – vor allem rund um die Immatrikulationsfeiern der MLU.
Mario Müller und Melanie Schmitz treten bei verschiedenen Aktionen als Gesichter der »Kontrakultur« auf. Schmitz gehörte vor ihrem Umzug der mittlerweile inaktiven Damenverbindung »Atrytone Assindia« an. Musikalische Erfahrungen konnte sie als Bassistin in der Black Metal Band »Frigoris« sammeln. Mario Müller, der aus Delmenhorst stammt, war dort bei der den »Autonomen Nationalisten« zuzurechnenden ­»Aktionsgruppe Delmenhorst« aktiv, studierte zunächst in Magdeburg und zog dann nach Halle. Müller wurde bei mindestens einem seiner diversen Gerichtsverfahren vom bekannten Szene-Anwalt Wolfram Nahrath verteidigt. Er zeigte kurzzeitiges Interesse an den JN, 2012 und 2014 besuchte er den JN-Kongress in Kirchheim. Mittlerweile scheinen sich Müller und Schmitz beim »Institut für Staatspolitik« (IfS) in Schnellroda ganz wohl zu fühlen. In einem Video des IfS ist Schmitz bei der so genannten »Winterakademie« 2015 zu sehen. Auch während eines Seminars im September 2016 waren Müller und Schmitz in Schnellroda. Ebenfalls anwesend waren Torsten Görke, Felix Koschkar und Martin Sellner, ­Simon Kaupert sowie der AfD-Landtagsabgeordnete Hans-Thomas Tillschneider.