Gipfelkreuz und Lederhose

von Robert Andreasch
Magazin "der rechte rand" Ausgabe 163 - November 2016

Die bayerischen AkteurInnen der »Identitären Bewegung« sorgen für eine betont bündisch geprägte Außendarstellung der Organisation.

Obwohl Nils Altmieks, Bundesvorsitzender der »Identitären Bewegung« (IB) nach Franken gezogen ist, war die IB im Jahr 2015 in Bayern noch ein weitestgehend virtuelles Phänomen. Der Übergang zur realen Organisierung erwies sich als auffallend zäh, nur Wenige besuchten damals beispielsweise die ersten IB-«Stammtische« im Münchner Lokal »Goldenes Ross«. Mit der Wahl von Sebastian Zeilinger aus dem oberbayerischen Stein an der Traun zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden begann sich das ab Frühjahr 2016 zu ändern.
Die IB Bayern intensivierte ihre «kreativen« Aktionen im südöstlichen Bundesland. Mal bemalten die Mitglieder Leintücher und hängten sie nachts an Autobahnbrücken auf, mal klebten sie Plakate mit Tesa-Film an die Münchner SPD-Zentrale oder legten einen Eimer Schutt vor das Münchner Büro der »Grünen«. Aber der Rathausturm von Hof – wo sie ein kleines Transparent hissten – ist nicht das Brandenburger Tor und eine größere Öffentlichkeit war so zunächst einmal kaum zu gewinnen.

^ Sebastian Zeilinger (2. v. re.) im März 2016 in Feldkirchen

Für virales Marketing sorgte dann ein Werbevideo der IB Bayern. Der Clip »Heimatliebe ist kein Verbrechen« ist auffällig wenig »hip«. Ungelenk und hölzern stehen junge Frauen und Männer vor grünen Feldern und sagen auswendig gelernte, pathetische Sätze auf. Die Gruppe versammelt sich am Lagerfeuer und singt Lieder aus dem »Wandervogel Liederbuch«. Nur an wenigen Stellen zeigt das Video ein bisschen was von der selbstbeanspruchten Dynamik: Aufmärsche mit Fahnenmeer, körperliche Ertüchtigung beim Waldlauf, Kampfsporttaktiken und Boxen zwischen den Bäumen. Als inhaltliche Schwerpunkte werden Begriffe wie »Freiheit«, »Heimat« und »Tradition« eingeblendet – und »Tradition« wird dabei mit einem Kreuz illustriert. Die heile, gewachsene Gemeinschaft –»die Liebe zum Eigenen« wird gegen den »Großen Austausch« der »One-World Globalisten« und »die Heuchelei des linken Establishment« in Stellung gebracht.
Die IB Bayern probierte parallel weitere Strategien aus. Man versuchte eine zeitlang, die montäglichen PEGIDA-Kundgebungen in München mit Transparenten zu dominieren, unterstützte im oberbayerischen Feldkirchen-Westerham die Aktionen einer »Bürgerinitiative« gegen die Unterbringung von Geflüchteten, meldete eine Kundgebung in Traunstein an und mobilisierte schließlich zusammen mit der IB Österreich zu mehreren Aufmärschen (»Wir sind die Grenze«) nach Freilassing. Mit der Wahl dieser Aktionsformen ähnelte die IB plötzlich auffallend stark einer «klassischen« rechten Gruppierung.