Merchandise und Aktionismus

von Volker Weiß
Magazin "der rechte rand" Ausgabe 163 - November 2016

Laut den AutorInnen des bei Unrast erschienenen »Handbuchs« zu den Identitären existieren zahlreiche Verbindungen europäischer Rechtsparteien zu den jeweiligen Sektionen der IB. Am signifikantesten ist diese Nähe in Österreich. Das »Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes« (DÖW) schreibt gar von einem »regen Personalaustausch« zwischen Partei und Bewegung, wobei lediglich auf doppelte Leitungsfunktionen verzichtet werde. Als Beispiele für die enge Verbindung IB-FPÖ nennt das DÖW den Identitären Alexander Markovics, einst FPÖ-Kandidat und im »Ring Freiheitlicher Studenten« tätig. Der Salzburger IB-Landesleiter Edwin Hintsteiner kommt aus der Jugendorganisation der Partei, dem »Ring Freiheitlicher Jugend«. Die IB-Aktivistin Bernadette Conrads trat 2015 für die FPÖ in Wien zur Wahl an und Alexander Schleyer verließ wiederum die IB, um als parlamentarischer Mitarbeiter der FPÖ zu arbeiten. Der schlagende Korpsstudent Schleyer ist zudem tief in der neu-rechten Szene Deutschlands verwurzelt. Bekannt wurde er auch als Hobbylyriker durch einen Preis des »Vereins Journalismus und Jugendkultur Chemnitz e. V.«. Dieser Verein, dessen Vorsitzender Felix Menzel ist, gibt zudem die Zeitschrift »Blaue Narzisse« heraus und organisiert die neu-rechte Fachmesse »zwischentag«. Beim letzten »zwischentag« 2015 stand neben einem Vortrag der IB auch eine Lyrik-Lesung Schleyers auf dem Programm.
Die immer wieder vorgetragene Behauptung der IB, »nicht rechts« zu sein, ist deutliche Augenwischerei. Sie hat ihren klaren Platz in der neu-rechten Familie. Darüber kann auch das verhältnismäßig moderne Auftreten nicht hinwegtäuschen. Zum einen besteht seit dem historischen Faschismus kein Widerspruch zwischen der äußersten Rechten und einer modernen Präsentation, zum anderen kommen unter der popkulturellen Oberfläche schnell die ganzen Formen der »ästhetischen Mobilmachung« zum Vorschein, welche die Synthese von Subkultur und rechter Ideologie seit jeher prägen. Ihre derzeitige Aktivität ist jedoch weniger auf eigene Leistung zurückzuführen, sondern findet im allgemeinen Aufschwung rechter Inhalte und Gruppen im Schatten der »Flüchtlingskrise« statt.