Merchandise und Aktionismus
von Volker Weiß
Magazin "der rechte rand" Ausgabe 163 - November 2016
Dabei folgte auch die deutsche IB strikt einem vorgegebenen Muster. Das schwarz-gelbe Label, das man dem eigenen Bekunden nach bekannter zu machen plant als »Coca-Cola«, stellt europaweit das Corporate Design der IB dar. Es ist – ausgerechnet – der US-amerikanischen Comicverfilmung »300« entlehnt. Die poppige Verfremdung historischer Formen sowie die Anleihen bei der Linken wurden in den Jahren zuvor beispielsweise schon hinreichend durch »Casa Pound« in Rom praktiziert. Das neofaschistische Hausprojekt sieht sich selbst als Teil einer »identitären« Strömung in Europa. Der Anstoß kam aus Frankreich, wo sich der »Bloc Identitaire« (BI) 2002/2003 aus der Konkursmasse zweier extrem rechter Organisationen gebildet hatte: der »Unité Radicale« und der »Jeunesses Identitaires«. Von nun an waren die AnhängerInnen des «Bloc Identitaire« als die »andere Jugend« aktiv, organisierten Zeltlager, Kampfsportschulungen und stellten 2012 ihre »Déclaration de guerre« ins Internet: »Wir sind die Bewegung, die auf unsere Identität, unser Erbe, unser Volk und unsere Heimat schaut und erhobenen Hauptes dem Sonnenaufgang entgegengeht.« Von der etablierten französischen Rechten des »Front National« grenzte sich der BI ab, da diese ihnen zu republikanisch-zentralistisch war. Stattdessen propagierte man ein Konzept des Regionalismus, Nationalismus und Europäismus.
Im Oktober 2012 sorgte die »Génération Identitaire«, die Jugendorganisation des BI, durch die Besetzung eines Moscheerohbaus in Poitiers über Frankreich hinaus für Schlagzeilen. Auf einem anschließenden identitären Kongress im südfranzösischen Orange fanden sich Autoren der neu-rechten Organe »Sezession« und »Blaue Narzisse« ein. Im Anschluss rührten besonders die Frankreich-Reisenden Martin Lichtmesz und Götz Kubitschek die Werbetrommel, um das identitäre Konzept in Deutschland bekannt zu machen. Doch zunächst blieb das Echo aus. »Die Identitären in Deutschland haben freilich auch nichts gerissen. Das ist recht kläglich und klaglos den Orkus hinabgegangen«, gab Martin Lichtmesz noch 2015 im Gesprächsband »Tristesse Droite« des »Antaios Verlags« zu Protokoll. Kubitschek räumte dabei sogar ein, seine LeserInnen in der »Sezession« in die Irre geführt zu haben. Denn trotz des Eindrucks, den ihre Texte vermittelten, sei der Besuch des »Identitären« Treffens in Orange 2012 für ihn und Martin Lichtmesz eher ernüchternd ausgefallen. Von der »Dynamik, die im Internet verbreitet wurde«, beklagte er, sei »vor Ort nichts vorzufinden« gewesen. Man habe dennoch begeistert berichtet, da man sich in den Ansatz »ziemlich vernarrt« hatte.