Bibliothek des Konservatismus
von Margarete Schlüter
Magazin "der rechte rand" Ausgabe 172 - Mai / Juni 2018
#NeueRechte
Seit 2016 erhalten die FördererInnen der neu-rechten »Bibliothek des Konservatismus« alle zwei Monate den Informationsbrief »Agenda«.
»Nach innen verdichten, nach außen öffnen«, das sind die Ziele der »Bibliothek des Konservatismus« (BdK), sagte Bibliotheksleiter Wolfgang Fenske. Dem ersten Ziel dient unter anderem der Informationsbrief »Agenda«. Jede Ausgabe folgt demselben Aufbau und hat acht Seiten. Das Editorial, immer geschrieben von Fenske, ist fast der einzige Text, bei dem ein Autor genannt wird. In der ersten Ausgabe ging Fenske der Frage nach, was konservativ sei. Für die Beantwortung zog er Arthur Moeller van den Bruck heran: »Konservativ ist, Dinge zu schaffen, die zu erhalten sich lohnt.« Liest sich das zunächst unspektakulär, lässt der Absender aufhorchen. Van den Bruck wirkte als Jungkonservativer in der Weimarer Republik und gilt als ein Vordenker der »Neuen Rechten«. Damit ist die politische Ausrichtung klar. Die 2012 gegründete Bibliothek wird von der »Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung« (FKBF) in Berlin betrieben. Vorsitzender ist Dieter Stein, Chef der neu-rechten Wochenzeitung »Junge Freiheit« (JF).
Der Kurs des Blattes spiegelt sich auch in den Autoren-Porträts wider. Auffällig ist, dass hier vor allem diejenigen Protagonisten vorgestellt werden, die von den 1970er Jahren bis heute kontinuierlich dieselben Inhalte bedienen und mit Publikationen und organisatorischer Arbeit aktiv waren. Zu nennen ist hier der Historiker und Soziologe Caspar von Schrenck-Notzing (»Agenda«, Nr. 1/2016). 1965 erschien seine Studie mit dem tendenziösen Titel »Charakterwäsche. Die Politik der amerikanischen Umerziehung in Deutschland«. Damit verschaffte er sich Reputation in rechtskonservativen Kreisen. Die von ihm 1970 gegründete Zeitschrift »Criticón« – 2005 eingestellt – war publizistisches Forum eines breiten konservativen Spektrums. Er gründete 2000 die FKBF, die Trägerin der 2012 eröffneten BdK ist und zu einem großen Teil auf der ehemaligen Privatbibliothek des 2009 verstorbenen Schrenck-Notzing aufbaut. Die FKBF stiftet in Kooperation mit der JF den »Gerhard-Löwenthal-Preis« für neu-rechten Nachwuchsjournalismus.
Ebenfalls in dem Blatt vorgestellt wird der in Österreich geborene Gerd-Klaus Kaltenbrunner, der einer der wichtigsten neu-rechten Ideologen im deutschsprachigen Raum ist. So wird in »Agenda« an ihn als großen Denker erinnert und als einen, der sowohl in konservativen Tageszeitungen als auch in dezidiert rechten Magazinen veröffentlichte und Bücher schrieb. 1974 gelang es ihm, in dem bekannten und seriösen »Verlag Herder« rechtskonservative Vorstellungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In der Reihe »Herderbücherei Initiative« brachte er zwischen 1974 und 1988 insgesamt 75 Bände heraus, für die er die Einführungen schrieb und die AutorInnen auswählte. Dieses Projekt wertete Siegfried Jäger vom »Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung« zu Recht als Versuch, »das geistige Klima der Bundesrepublik nach rechts zu verschieben« sowie »als Antwort auf die Intellektuellen und Studentenbewegung der 60er und 70er Jahre«. In »Agenda« werden zudem regelmäßig rechtskonservative Klassiker sowie aktuelle und vor allem bereits eingestellte rechte Magazine und Zeitschriften präsentiert. Darauf folgen Rezensionen von Neuerscheinungen. Wiederholt wird außerdem auf die BdK-eigene Schriftenreihe »Erträge« verwiesen, in der »Vorträge (publiziert werden), die in der Bibliothek des Konservatismus gehalten wurden, sowie wissenschaftliche Arbeiten, die in Anbindung an die Bibliothek entstanden sind. Darüber hinaus werden Texte veröffentlicht, die für eine akademische Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Konservatismus im weitesten Sinne von Interesse sind«.
Die BdK möchte in der Wissenschaft nicht nur wahr-, sondern auch ernstgenommen werden. Im Informationsbrief wird unter den Rubriken »Rückblick« und »Ausblick« dargestellt, dass hier das Who is Who aus dem rechtskonservativen bis neu-rechten Milieu Vorträge hält: unter anderem Karlheinz Weißmann, Alice Weidel und Erika Steinbach. Mit Referenten wie Helmut Roewer und Bassam Tibi können zudem Interessierte außerhalb des eigentlichen Publikums angesprochen werden. Um eine eigene Begriffsschärfung voranzutreiben, wurde im Mai 2017 zur neuen Veranstaltungsreihe »Konservativ heute« eingeladen, deren Ergebnisse in diesem Jahr in einem Sammelband veröffentlicht werden sollen. Als feste Institution innerhalb der BdK können die seit 2013 jährlichen Veranstaltungen vor dem »Marsch für das Leben« gesehen werden, bei denen sich »Lebensschutz«-AktivistInnen treffen, um für klassische Rollenbilder, traditionelle Familien und gegen Abtreibung zu demonstrieren. Dass die Themenfelder Antifeminismus und Familismus für die BdK eine Herzensangelegenheit darstellen, wird an der bereits 2012 eingegangenen Kooperation mit der christlich-fundamentalistischen »Stiftung Ja zum Leben« und dem in der Bibliothek zu findenden »Sonderbestand Lebensrecht« deutlich.