NS-Zeitungsprojekte

von Vera Henßler
Magazin "der rechte rand" Ausgabe 172 - Mai / Juni 2018

#Neonazipropaganda

Magazin der rechte rand

»NS Heute« © Kai Budler

»Recht und Wahrheit«
Das zweimonatlich erscheinende Magazin »Recht und Wahrheit« (RuW) gibt es bereits seit 1989. 2009 übernahm der heutige Herausgeber Meinolf Schönborn das Heft, das die »Handlungsfähigkeit des Deutschen Reiches im Rahmen seiner völkerrechtlich gültigen Grenzen wieder hergestellt« wissen will. Der umtriebige Schönborn war bereits in den 1970er Jahren in der NPD aktiv und später Vorsitzender der 1992 verbotenen »Nationalistischen Front«. Auch an der Gruppierung »Neue Ordnung« war Schönborn maßgeblich beteiligt. Der ideologische Facettenreichtum der RuW reicht von rassistischen, nationalistischen und geschichtsrevisionistischen Artikeln über einen gepflegten Antiamerikanismus bis hin zu kaum verblümten antisemitischen Beiträgen. Seit kurzem gibt es zusätzlich das Format »Recht und Wahrheit TV«. In einer der jüngsten Sendungen monologisiert Schönborn, hinter einem Tisch mit Reichskriegsflagge sitzend über die Sinnlosigkeit von »Reichsregierungen« und darüber, wie die breite Masse erreicht werden könne. Auf dem Tisch sind hübsch säuberlich Büsten von Bismarck und Napoleon sowie eine Wikingerfigur platziert. Hinter Schönborn hängt eine großformatige Karte von Deutschland aus der Zeit vor 1945. Das Publikum, das RuW mit seinen unterschiedlichen Formaten anspricht, ist überschaubar, allerdings sind die Macher gut vernetzt. Anfang April fand im Harz das »12. RuW-Lesertreffen« statt. Angekündigt waren Vorträge unter anderem von dem Organisator des RuW-Stammtisches in Berlin, Joachim K. Schmidt, dem NPD-Europaabgeordneten Udo Voigt sowie dem »Schriftleiter« von »Volk in Bewegung«, Roland Wuttke.

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Der Verlagssitz von »Volk in Bewegung« ist beim
Nordland – Verlag in Fretterode
Inhaberin ist die Frau von Thortsen Heise, Nadine Heise © Mark Mühlhaus / attenzione

»Volk in Bewegung«
Auch das seit dem Jahr 2000 zweimonatlich erscheinende Magazin »Volk in Bewegung« (ViB) ist ein Produkt von altbekannten Neonazi-Funktionären älteren Semesters. Seit 2011 wird ViB vom Nordland-Verlag um Thorsten und Nadine Heise herausgegeben. Thorsten Heise kündigte damals an, sich zukünftig mit ViB mehr als bisher an »eine jüngere Generation von Deutschen« richten zu wollen. Dies scheint dem Blatt, das sich »dem Wunsch und Willen verpflichtet, die Volksgemeinschaft aller Deutschen wiederherzustellen!« bis heute nicht gelungen zu sein. Grafisch ist das Magazin eine einzige Bleiwüste, bei den AutorInnen gibt es seit Jahren eine hohe Beständigkeit. ViB bedient in erster Linie Reichsbürgerthemen, Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus. Zuletzt erschien ein Sonderheft über George Soros als »Musterschüler der Globalisierer«. Als Teil der Schriftleitung und Stammautor tritt der verurteilte Holocaustleugner Rigolf Hennig auf, der bis zur vermeintlichen Selbstauflösung im Juni 2017 auch als deutscher Landesleiter der »Europäischen Aktion« fungierte. Mit Horst Mahler, dem kürzlich verstorbenen Gerd Honsik, Gerhard Ittner oder Bernard Schaub schreiben auch weitere Protagonisten der deutschsprachigen Holocaustleugner-Szene ab und an für das Heft. Einmal jährlich findet ein Lesertreffen statt – darüber hinaus wird aber wenig geboten: Auf der Homepage finden sich kaum aktuelle Artikel, Social Media wird gar nicht bespielt.

»Umwelt und Aktiv«
Mit der Verknüpfung von Ökologie und Nationalismus bedient das Magazin »Umwelt und Aktiv« (UA) ein in anderen extrem rechten Publikationen eher vernachlässigtes Thema. Klassische Themen der extremen Rechten werden in UA aus vermeintlich ökologischer Perspektive betrachtet, etwa wenn unter dem Titel »Wie die Migration das Land auffrißt« eine Überbevölkerung Deutschlands konstatiert wird, welche die »ökologische Tragfähigkeit« überschreite. Herausgegeben wird die seit 2007 vierteljährlich erscheinende Zeitschrift von Christoph Hofer, einst Kandidat für die NPD in Bayern, bzw. dem Verein »Midgard e. V.« mit Sitz im bayerischen Traunstein. Trotz der personellen Überschneidungen zur NPD ist explizite Parteiwerbung im Blatt nicht zu finden. Unter den ständigen Rubriken »Familie, Haus und Garten«, »Naturschutz«, »Tierschutz« sowie »Heimatschutz« thematisieren jüngste Artikel die »schleichende Islamisierung im Tierschutz«, klären über die Bedeutung des »Julleuchters« auf oder fragen danach, »warum das Singen in der Familie von großer Bedeutung ist«.

 

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Sascha Krolzig Schriftleiter N.S. Heute und Redner beim »Eichsfeldtag« 2018 © Kai Budler

»N.S. Heute«
Das seit 2017 erscheinende zweimonatige Neonazi-Lifestyle-Magazin »N.S. Heute« richtet sich mit dem Slogan »Weltanschauung.Bewegung.Leben« an ein junges und aktivistisches Publikum. Demonstrationsberichte oder Musikbesprechungen sind ebenso Bestandteil des Heftes wie Anzeigen von Neonazi-Modemarken oder Interviews mit bekannten RechtsRock-Musikern wie Uwe Menzel (»Uwocaust«) oder Michael Regener (»Lunikoff«). Mit Themen wie »Casa Pound« oder dem »Hogar Social« in Madrid richten die Macher ihren Blick auch über Deutschlands Grenzen hinaus. Herausgeber ist der Bielefelder Neonazi Sascha Krolzig, der kürzlich zum Bundesvorsitzenden von »Die Rechte« gewählt wurde. Die ideologische Ausrichtung wird schon mit der Namensgebung der Publikation unmissverständlich deutlich. In Anspielung auf identitäre Parolen heißt es im ersten Heft: »100 Prozent Rassismus. 0 Prozent Chauvinismus. Auch wenn der Begriff Rassismus von der heutigen Gesellschaft negativ belegt ist, muss jedem klar sein, dass wir Rassisten sind. Ohne Wenn und Aber.« »N.S. Heute« füllt mit seinem kompromisslosen NS-Kurs und der subkulturellen und gleichzeitig organisationsübergreifenden Ausrichtung eine Lücke, die mit dem Ende der Fanzine-Ära in den 2000er Jahren in diesem Spektrum entstanden ist.