Donald Trump und die »Grand Old Party«

Interview und Übersetzung Mark Braumeister für das Magazin »der rechte rand«

Magazin »der rechte rand« - Ausgabe 161 - Juli 2016

Aber diese Strömung hat keine Alternative und sie befürwortet auch zumindest Trumps vehemente Ablehnung ‹des Systems›.

US-Comedian Bill Maher hat argumentiert, dass Ted Cruz sehr wohl der schlimmste Präsident werden könnte, den die USA je haben werden, aber Trump sehr wohl der letzte Präsident sein könnte, den die USA je haben werden. Was ist Ihre Einschätzung zu Ted Cruz?

Während diese Frage mittlerweile nicht mehr aktuell ist, verdient sie trotzdem eine kurze Antwort. Bill Maher steht beispielhaft für viele KritikerInnen Trumps, die mit den »Demokraten« sympathisieren und die während des langen Vorwahlprozesses die Meinung vertreten haben, dass jeder andere besser wäre als Donald Trump. Ted Cruz stand und steht in einem konventionellen Links-Rechts-Schema definitiv in vielen, wenn nicht gar den meisten Themen rechts von Donald Trump. Das gleiche gilt für Marco Rubio. Das Argument ist also, dass Trump nicht nur unsympatisch ist, sondern dass er – im Gegensatz zu anderen konservativeren Kandidaten – in gewisser Hinsicht eine Gefahr für Verfassungsnormen darstellt.

Das wird bei der Präsidentschaftswahl ein starkes Argument gegen Trump sein, das von manchen Konservativen, vielen VertreterInnen der politischen Mitte und natürlich den »Demokraten« vorgebracht werden wird. Es wird möglicherweise darin effektiv sein, Trump dazu zu drängen, in der Folge zwischen seinem Poltern und seinem maßgeblichen Vorhaben, die Verfassungsnormen zu bedrohen, zu differenzieren. Clinton wird, obwohl sie als ethisch fragwürdig wahrgenommen wird, in einer guten Position sein, eine so skizzierte Argumentation zu vertreten. Teile der Sanders-AnhängerInnenschaft (deren Rufe nach einer ‹politischen Revolution› sich manchmal mit Trumps Rhetorik überschneiden) werden hier zur Belastung werden, aber spätestens bis August oder September werden sie kein gewichtiger Faktor mehr sein, der fähig ist, eine breite Kritik an Trumps autoritären Tendenzen zu disqualifizieren.

Seit Trumps Erscheinen als landesweiter Kandidat haben Analysten wiederholt sein unmittelbar bevorstehendes Scheitern prophezeit. Doch es ist zu früh, eine Vorhersage zu machen: es herrscht eine starke Stimmung gegen die aktuelle Regierung, eine wirtschaftliche Lage, die AmtsinhaberInnen kaum zugute kommt (und Clinton führt ihre Kampagne de facto als Amtsinhaberin) und eine demokratischen Kandidatin, die sehr unterschiedliche Reaktionen auslöst. Würde die Wahl im Juli abgehalten – also nach den Parteitagen und in der momentanen politischen Konstellation – würde Trump ein gutes Ergebnis erzielen, aber sein Ziel nicht erreichen. Er könnte jedoch weiterhin eine wichtige Figur in der politischen Landschaft bleiben. Eine solche Einschätzung birgt Gefahren für die »Demokraten«. Diese wiegen sich in falscher Sicherheit und meinen, sie könnten gewinnen, ohne mehr tun zu müssen, als Trump als Rassisten und Tyrannen zu brandmarken.

Vielen Dank für das Interview!