NS-Rap: Back again?

von Mathias Roth

Magazin "der rechte rand" - Ausgabe 165 - März/April 2017

Neonazi-Rapper treten auf RechtsRock-Konzerten und Kundgebungen auf, ihre Videos werden zum Teil mehrere zehntausend Mal in den sozialen Medien aufgerufen: Seit 2015 ist neonazistischer Rap im Aufwind. Doch die Szene streitet, ob der Musikstil nicht »kulturfremd« sei.

Den Anfang der Debatte um Neonazi-Rap löste das rechte Hochglanzmagazin »Rock Nord« 2001 aus, das die Entgrenzung der Texte im deutschen Battle-Rap hin zu diskriminierenden Ideologien und NS-Vergleichen positiv rezipierte. In den nachfolgenden Jahren wurde von unterschiedlichen Seiten innerhalb der Neonazi-Szene über neonazistischen HipHop philosophiert und auch in immer mehr neonazistischen Foren wurde ab Mitte der 2000er Jahre über die Thematik gestritten. Im größten dieser Art, dem »Thiazi-Forum«, wurde bis zu seiner Abschaltung im Juni 2012 in einem Umfang von zwei Threads sechs Jahre lang mit insgesamt knapp 3.500 Antworten und mehr als 200.000 Betrachtungen kontrovers darüber debattiert. Die Meinungen der Neonazis gingen sehr weit auseinander – sie reichten von offener Ablehnung, weil das Genre »kulturfremd« und von »Untermenschen« entwickelt sei, bis hin zur Akzeptanz.
Jene, die Rap als Musikgenre akzeptierten, waren in der Defensive und argumentierten, dass Rap als Stilmittel für die »Werbung der nationale[n] Sache« wichtig sei und mit »dem Geist der Zeit gegangen werden muss«. Ähnliche Argumentationsmuster wurden auch später von den BefürworterInnen des Agierens und Auftretens der »Autonomen Nationalisten« (AN) verwendet.
Deutlich weiter in der Argumentation gehen jene Neonazis, die sich selbst als Rapper betätigen. So distanzierte sich die Gruppe »N‘ Socialist Soundsystem« (Rheinland-Pfalz) seit ihrer Gründung 2010 von der von Afro-AmerikanerInnen erfundenen und dominierten HipHop-Kultur (s. drr Nr. 130). Auch der Neonazi-Rapper »Makss Damage« (Julian Fritsch) will sich nicht in dieser Kultur verorten, stattdessen argumentiert er damit, dass Rap schon von den Wikingern und Kelten praktiziert wurde und daher der »weiße[n] Kultur« zugehörig sei. Neu ist diese Argumentationsweise nicht, die französischen Rapper von »Basic Celtos« nutzten diese schon Mitte der 1990er Jahre (s. drr Nr. 115).

»Anti HipHop Liga«
Trotz dieser argumentativen Versuche, Rap in der Szene zu etablieren, ist dieser nach wie vor Kritik und Anfeindungen ausgesetzt. So besang die RechtsRock-Skinheadband »Angry Bootboys« 2012 mit dem Lied »Keinen Bock auf NS-Hip Hop« diese Feindschaft. Von der Szenegröße »Sleipnir« gibt es ein T-Shirt mit der Aufschrift »Anti Hip Hop Liga – Deutsche Lieder spricht man nicht«.
Deutliche Worte fand auch der Vorsitzende der NPD-Jugendorganisation »Junge Nationaldemokraten« (JN), Sebastian Richter, im Magazin »Der Aktivist« 2016, wo er sich gegen diese subkulturellen Einflüsse aussprach: »Negroides Verhalten ist zum Leitbild (in der Bewegung) geworden und unterentwickelte Kulturen werden als Kulturträger dargestellt«. Eine Einstellung, die von Etlichen in der Szene geteilt wird – »Makss Damage« wurde bei einem RechtsRock-Konzert in der Schweiz im Oktober 2016 von nicht wenigen der 5.000 Anwesenden ausgebuht und ausgepfiffen.