NS-Rap: Back again?

von Mathias Roth

Magazin "der rechte rand" - Ausgabe 165 - März/April 2017

2015: Professionalisierung
Mit dem ersten käuflichen Album von »Makss Damage« 2015 erhielt NS-Rap wieder Aufwind. Das Album kam aufgrund der Verherrlichung von Gewalt und des klaren Bekenntnisses zum Nationalsozialismus sowie antisemitischen und rassistischen Punchlines sehr gut in der Szene an und wurde laut Fritsch über 1.000 mal verkauft, so dass er eine zweite Auflage – trotz bestehender Bedenken einer Indizierung – pressen ließ. Diese erfolgte trotz massiver Gewalt- und Vergewaltigungsfantasien, menschenverachtenden Ideologien und NS-Verherrlichung bei seinen beiden Alben (»2033« und »Reconquista Mixtape Volume 1«) seitens der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien jedoch noch nicht.
Im April 2015 hatte Fritsch dann sein Bühnendebüt bei einem NS-Hardcore-Konzert in Frankreich. Danach folgten Auftritte mit der RechtsRock-Szenegröße und Hooliganband »Kategorie C«. Am 15. Oktober 2016 durfte Frisch zudem beim größten RechtsRock-Konzert im deutsch­­sprachigen Raum der letzten Jahre – im schweizerischen Unterwasser – als Vorband diverser etablierter RechtsRock-Bands auftreten (s. drr Nr. 163). Neben seinen Vernetzungsversuchen in der RechtsRock-Szene konnte er seine Reichweite auf Facebook erhöhen. Die vierteilige Freetrackreihe »64 ­Lines«, die er Ende 2016 dort veröffentlichte, wurde zwischen 20.000 und 120.000 Mal aufgerufen und im Schnitt 1.500 Mal geteilt, darunter auch von vielen rechten Jugendlichen aus der Ultras-/ Hooliganszene.
Ein weiterer Rapper, der seine Reichweite ausbauen konnte, ist Patrick Killat. Er rappt seit 2015 auf diversen extrem rechten Kundgebungen in ganz Deutschland. Allein in den letzten vier Monaten des Jahres 2016 trat er auf neun Kundgebungen auf. Hier zeigt sich ein weiteres Potenzial des NS-Raps, die Beats können problemlos via Handy abgespielt werden, lediglich ein Mikrophon beziehungsweise eine Anlage werden dazu benötigt. Aber auch fernab der Musik ist Killat ein politischer Akteur. Er kreierte 2014 den Aktionstag »Schwarze Kreuze «, die den »deutschen Opfern von Ausländergewalt« mit schwarzen Holzkreuzen gedenken soll. 2016 wurde dieser »Gedenktag« bundesweit an rund 70 Orten praktiziert.
Eine andere Entwicklung nahm der – der »Identitären Bewegung« (IB) nahestehende – Rapper »Komplott«. 2015 veröffentlichte er den Track »Europa«, der die Ideologie der IB anderen zugänglich machen soll. Vermutlich um seine Anonymität zu schützen und mehr Aufmerksamkeit zu generieren, wurde »Komplott« als Mitglied der »Kontra Kultur Halle« vermarktet.
Anders als »Komplott« hatte der Münchner Rapper »Chris Ares« (Christoph Zloch) keine neonazistische Vergangenheit, sondern radikalisiert sich seit 2015 sichtbar (s. drr Nr. 164). Gemeinsam mit »Komplott« veröffentlichte er Ende Januar 2017 eine kostenlose CD zum Herunterladen sowie ein Video auf Youtube, das innerhalb eines Monats knapp 31.000 Mal angeklickt wurde.

Angekommen
Nach einer langen Debatte, mehreren Anläufen und einem Weg aus unterschiedlichen Projekten und MusikerInnen scheint sich NS-Rap – wenn auch als Nischenprodukt – in der Neonaziszene etablieren zu können. Das hängt nicht zuletzt mit dem Wirken von Julian Fritsch zusammen, der sich in den letzten Jahren mit Nachfolgestrukturen von »Blood & Honour« und auch Personen aus dem »Hammerskins«-Milieu vernetzt hat. Auch, dass fast alle gängigen RechtsRock-Vertriebe die 2017 veröffentlichten CDs von »Mic Revolt« und »Villian051« anbieten, deutet auf eine voranschreitende Akzeptanz dieser Musikrichtung hin. Dennoch lässt sich keine konstante Steigerung von NS-RapperInnen feststellen, vielmehr ist eine Fluktuation an Projekten im Zwei- bis Fünf-Jahres-Rhythmus zu erkennen.
Fernab der Neonaziszene wird NS-Rap zudem auf Youtube und Facebook relativ häufig konsumiert. Empfänglich hierfür sind vor allem extrem rechte Jugendliche und junge Erwachsene, die zum größten Teil eine Affinität zur Ultraszene im Fußball aufweisen. Doch darf die Außenwirkung der Musik nicht überbewertet werden, denn trotz niedrigschwelligen Angebots wie Veröffentlichung der Konzertlokalität und Abendkasse kamen zum »reinen NS-Rap«-Konzert nach Kirchheim (Thüringen) am 4. Februar 2017 nur 70 BesucherInnen.