Die frauen- und queerfeindliche Agenda eines Donald Trump.

von Fabian Virchow
Antifa-Magazin »der rechte rand« Ausgabe 211 - November | Dezember 2024

antifa Magazin der rechte rand
Trump verknüpft Migration mit der Sicherheit von Frauen und hat zuletzt bei einer Wahlversamm-lung in Wisconsin erneut betont, dass er Frauen schützen werde, unabhängig davon, ob diese das wollten oder nicht. Deutliche Kritik musste sich allerdings auch der Milliardär Mark Cuban gefallen lassen, der als Harris-Unterstützer geäußert hatte, dass Trump sich nicht mit klugen und starken Frauen umgebe. Rechte Boulevard-Blätter wie die New York Post skandalisierten dies massiv.

Eine Umfrage des Wall Street Journal hat ergeben, dass 33 Prozent der Trump-Wähler*innen Schwangerschaftsabbruch ganz oder mit wenigen Ausnahmen legalisieren wollen und 62 Prozent diesen verbieten möchten. Bei den Wähler*innen von Harris sind es 92 Prozent beziehungsweise 6 Prozent. Harris setzt in ihrer Kampagne stark auf die Verteidigung des Rechts auf Selbstbestimmung und hebt im Rahmen des Wahlkampfs die dramatischen physischen und psychischen Folgen für Frauen hervor, denen die Möglichkeit zum Abbruch verwehrt wurde.

Anti-queer
In den USA werden Maßnahmen zur Gleichstellung und zur Förderung von Vielfalt häufig unter der Begrifflichkeit Diversity, Equity and Inclusion (DEI/Vielfalt, Gerechtigkeit, Inklusion) verhandelt. Sie zielen darauf ab, faire Behandlung und volle Teilhabe aller Menschen zu fördern, insbesondere von Gruppen, die in der Vergangenheit unterrepräsentiert waren oder aufgrund ihrer Identität oder Behinderung diskriminiert wurden. Vielfalt bezieht sich dabei unter anderem auf Beschäftigung in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen. Hat die Biden-Regierung knapp zwei Drittel Frauen für das Amt von Richter*innen nominiert, so waren es unter der vorhergehenden Trump-Regierung lediglich ein Viertel. Dabei waren 84 Prozent der von Trump nominierten Richter*innen Weiße, während es unter Biden 39 Prozent waren. »Project 2025« – eine Initiative der einflussreichen erzkonservativen »Heritage Foundation«, bei dem zahlreiche enge Mitarbeiter*innen Trumps beteiligt sind – zielt auf eine weitreichende Umsteuerung der Strukturen und Politiken der Bundesbehörden ab. Neben einem umfangreichen Austausch von Personal, um absolute Loyalität zu Trump herzustellen, geht es auch darum, konservativ-christliche Wertvorstellungen als Norm zu verankern. In diesem Kontext ist auch die Streichung der DEI-Programme vorgesehen. Damit würden etwa LGBTQ+-Menschen höheren Alters noch gefährdeter für Diskriminierungen im Beruf, im Gesundheitswesen und auf dem Wohnungsmarkt. Diese Gruppe ist ohnehin bereits von einem hohen Maß an sozialer Isolation, Armut und gesundheitlichen Problemen betroffen.

Rechte Angriffe auf die Normalisierung von Vielfalt finden sich zudem quer durch die USA im Bildungsbereich. Weil dort auf kommunaler Ebene wichtige Entscheidungen getroffen werden, zum Beispiel über Finanzen, den Lehrstoff und die Lehrmaterialien, hat die Republikanische Partei in Kooperation mit lokalen und regionalen rechten Initiativen systematisch begonnen, die knapp 14.000 School Boards – Ausschüsse, die den lokalen Schulbetrieb regeln – ins Visier zu nehmen und ihren Einfluss dort zu vergrößern. Die School Boards werden zum größten Teil gewählt; auch dort wird der Kulturkampf von rechtsaußen vorangetrieben. Im Ergebnis werden Bücher zu Homosexualität und gesellschaftlicher Vielfalt aus den Schulbibliotheken verbannt. Beispiel Maryland: In Carroll County waren davon ein Jugendroman für Homosexuelle von Steven Salvatore (»And They Lived«) und ein Roman von Ellen Hopkins über eine junge Frau, die von ihrem Vater sexuell misshandelt wird (»Identical«) betroffen. Im Wicomico County traf es »All Boys Are Blue« von George M. Johnson, einen Roman über das Erwachsen werden eines* queeren Teenagers, und im Queen Anne’s County einen Roman von Jacqueline Woodson (»Harbor Me«) über Kinder unterschiedlicher kultureller Herkunft, die sich mit einer Vielzahl an Problemen konfrontiert sehen.