Back to the roots

von Michael Natz
Magazin "der rechte rand" Ausgabe 163 - November 2016

Raus auf die Straße: Aufmärsche im martialischen und aggressiven Bild der »Autonomen Nationalisten« scheinen nach dem Ausscheiden der NPD aus dem Schweriner Landtag der neue Trend unter den Neonazis zu sein.

< Aufmarsch nach der Wahl in MV in Waren am 1. Oktober 2016

 

Mit den Worten »Wir (werden) bis zum September einen unerschrockenen, kreativen und härtesten Wahlkampf führen (…), den Mecklenburg-Vorpommern aber auch ganz Deutschland bei einer Landtagswahl gesehen hat«, kündigte Udo Pastörs am 1. Mai in Schwerin sein Vorhaben an, mit der NPD mit mehr als 6 Prozent in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern wieder einzuziehen. Vier Monate später musste er zusehen, wie die NPD-MV in die parlamentarische Bedeutungslosigkeit gewählt wurde.

Nationalen Siedlungsgedanken vorantreiben

Die NPD war mit zahlreichen WahlhelferInnen gut aufgestellt. Udo Pastörs war sozusagen das Sinnbild der Wahl. Mit zahlreichen, wenn auch meist kurzen, Kundgebungen zog er mit Untersützung der NPD-Jugendorganisation »Junge Nationaldemokraten« (JN) um Sebastian Richter durchs Land. Dabei schreckten sie auch nicht vor rechtlich grenzwertigen Aktionen zurück, wie dem Verteilen von Knüppeln unter dem Motto »Den Bürgerschutz selber organisieren?«. Dennoch gelang es ihnen nicht, einen effektiven Beitrag zum Wiedereinzug in den Landtag zu leisten. Nicht einmal zwei Wochen nach den Wahlen am 4. September verkündete Sebastian Richter auf Facebook, die »JN Bundesführung (…) werde die Thematik »Siedeln« aufgreifen« und für die JN sei »die Graswurzelarbeit wichtiger als Parlamentssitze«.
Angesichts ihres Engagements im Wahlkampf wirkt die Aussage von Richter über die Unwichtigkeit der Parlamentssitze wenig glaubwürdig. Ob der Siedlungsgedanke der JN mehr Gewicht bekommt, wie die Titelseite des JN-Blatts »Der Aktivist« verspricht, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.

»Freie Aktivisten« auf dem Vormarsch

Zum ersten Aufmarsch der Neonazis nach der verlorenen Landtagswahl kamen am 25. Oktober 2016 in Stralsund lediglich 130 TeilnehmerInnen. Aufgerufen zu der Demonstration unter dem Motto »Freiheit erkämpfen« hatte die Gruppe »Nationale Sozialisten Stralsund«. Obwohl versucht wurde, den Anschein der Parteiunabhängigkeit zu wahren, war schnell ersichtlich, dass Teile der Strukturen von NPD-Personal gestellt wurden. Anfänglich sah alles so aus, als würde es eine NPD-dominierte »Besorgte-Bürger«-Demo werden, wie sie in Mecklenburg-Vorpommern in den letzten 18 Monaten zur Normalität geworden ist. Norman Runge von der NPD unterwies die Ordner, verhandelte routiniert mit der Polizei und heizte die Stimmung mit kurzen Reden an. Die Landesvorsitzende der NPD-Frauenorganisation »Ring Nationaler Frauen«, Antje Mentzel, redete wie gewohnt während der Zwischenkundgebung.

Als der Lautsprecherwagen aufgrund eines defekten Kühlers nicht mehr nutzbar war, zogen die TeilnehmerInnen ohne diesen weiter. Schnell änderte sich die Außenwirkung der Demonstration. Wo vorher noch durch die NPD die »Nationale Volkswirtschaft« beworben wurde, bestimmten nun parteiunabhängige AktivistInnen mit Pöbeleien das Geschehen.
Eine Woche später, in Waren/Müritz, fand die nächste Veranstaltung statt, bei der sich