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die Redaktion
Antifa-Magazin »der rechte rand« Ausgabe 209 - Junli | August 2024

Liebe Leser*innen,
Fußball ist Sport, Fußball ist Emotion, Fußball ist Geschäft, Fußball ist Politik – die just beendete EM in Deutschland war dafür beispielhaft. Das Geschäft des DFB, den bisherigen Ausstatter Adidas durch Nike zu ersetzen, rief eine patriotische Protestfront auf den Plan. Quer durch das politische Spektrum wurde Unkenntnis gepaart mit Protektionismus und Anti-Amerikanismus in Szene gesetzt. Der nächste Skandal folgte auf dem Fuße, die deutsche Nationalmannschaft laufe unter anderem in magentafarbenen – umgangssprachlich pinkfarbenen – Trikots auf. Diesmal ein Aufschrei der Rechten ob der angeblich unmännlichen Farbe. Und die Rechte blieb laut: Wie zu vergangenen Turnieren dröhnte der völkische Sound. In der Vergangenheit wurde Jérôme Boateng, Mesut Özil und Ilkay Gündogan die Zugehörigkeit abgesprochen. Dieses Mal war es Antonio Rüdiger. Zu seiner Person konnten Rassist*innen und Islamhasser*innen ihren Emotionen und ihrem völkischen Wahn freien Lauf lassen, angefacht von Julian Reichelt und »Nius«. Prominente Unterstützung bekamen sie von Björn Höcke. Ende Juni hatte der thüringische AfD-Landesvorsitzende in einem Gastbeitrag der Schweizer »Wochenzeitung« mitgeteilt, er könne sich nicht mehr »mit unserer Nationalmannschaft identifizieren«. Eine Einstellung, die er wohl mit 20 Prozent der Teilnehmer*innen einer Umfrage des WDR kurz vor der EM teilt. So groß war die Zustimmung zu der Aussage: »Ich fände es besser, wenn wieder mehr weiße Spieler in der deutschen Nationalmannschaft spielen.« Der Sender wollte untersuchen, welche Rolle Rassismus im Fußball in Deutschland spielt. Die Reaktion auf die Umfrage und diese Einstellung folgte prompt: Bundestrainer Julian Nagelsmann sagte, er wolle von solchen »Scheiß-Umfragen« nichts mehr hören und Nationalspieler Joshua Kimmich bezeichnete die Umfrage als »rassistisch«.

 

Antifa Magazin der rechte rand
Schwerpunkt AfD Faschisten, Kommunalpolitik

Fußball ist Politik, nicht nur hierzulande. Auch haben teilweise die Mannschaften und Fans der albanischen, kroatischen und serbischen Auswahl die EM als Bühne für Nationalismus genutzt. Bei der türkischen Nationalelf ziehen Spieler, Fans und die Politik am nationalistischen Strang mit. Kritik ist unerwünscht, da wird der deutsche Botschafter zum Gespräch zitiert und Präsident Recep Tayyip Erdogan besucht spontan das nächste Spiel, um der Mannschaft den Rücken zu stärken. Unterstützt wurde er dabei von Mesut Özil, der sich seit 2018 im reaktionären türkischen Spektrum positioniert hat. Fußball ist Politik und kann Politik machen. Beispielhaft dafür stehen Kylian Mbappé und Marcus Thuram. Die beiden französischen Stars haben sich im Vorfeld der vorgezogenen Parlamentswahlen klar gegen den rechtsradikalen »Rassemblement National« (RN) ausgesprochen. Ein Wagnis, das sich gelohnt hat. Beide wissen, was eine rassistische Mehrheit in den Parlamenten bedeutet.

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Im Nachgang zu den Kommunalwahlen und der Europawahl werfen wir einen Blick in eben diese Parlamente und ihre geänderten Zusammensetzungen. Auf kommunaler Ebene gibt es schon den ersten Vorgeschmack auf rechte Politik. Auf vermeintlich demokratischem Weg werden Minderheiten unter Druck gesetzt und ausgegrenzt; im Einklang mit der rechten, völkischen Ideologie. Wir schauen auch in die Nachkriegszeit der Bundesrepublik und in die 1980er Jahre. In beiden Zeiträumen waren Minderheiten Opfer von rechtsradikaler Straßengewalt und Terror, aber auch von blankem Rassismus durch die Gesellschaft, Politik und Behörden. Ohne die kontinuierliche Arbeit der Initiativen vor Ort würde das Wissen darum vergessen und die Erinnerung daran verblassen.

Eure Redaktion

 

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