Elitäre Selbstinszenierung der »Ibster«

von Eva Grigori und Bernd Schulter
Magazin "der rechte rand" Ausgabe 163 - November 2016

Fragwürdige intellektuelle Aufwertung

Die IB existierte nie, wie es vielfach von Seiten des deutschen Verfassungsschutzes proklamiert wurde, ausschließlich als »Internetphänomen«. Vielmehr war das Internet für die IB immer ein erweiterter Aktionsraum, der geschickt mit der realen Welt verflochten wurde. Ihr Aktionismus denkt die mediale Rezeption immer schon mit: Einprägsame Bilder, eingängige Slogans, markante Personen. Mittels hochwertigen Equipments wird ihr Handeln daran ausgerichtet, möglichst hohe Klickzahlen und damit breitenwirksame Rezeption zu erreichen.
Ihren elitären Gestus speist die IB nicht aus intellektuellen Referenzen oder Aktionen, sondern aus der zum Teil massiven intellektuellen Aufwertung durch die sie Kritisierenden und aus der relativen Unbekanntheit ihrer Bezugsquellen.
Aus einer oberflächlichen Beschäftigung mit dem russischen Faschisten Alexander Dugin wird der IB eine komplexe theoretische Abhandlung zugesprochen. Die Re-Inszenierung der Comicverfilmung »300«, gemischt mit Zitaten der griechischen Philosophie, wird zum stringent durchdachten Gedankengebäude stilisiert.
Das eigentliche Ansinnen einer Kritik an diesen Inszenierungen, die vermeintliche historische, philosophische und künstlerische Bezüge analysiert, entwickelt sich vielfach zu einer Aufwertung als »intellektuelle rechte Avantgarde«, die aus der Imagination der Kritisierenden selbst gespeist ist. Letztlich werden so die Bilder und Narrative verfestigt, die man eigentlich delegitimieren wollte.
Dieser problematische Umstand wird vielfach dadurch gestützt, dass Teile der identitären Bezugs- und Fixpunkte außerordentlich unbekannt sind. Personen, wie der faschistische japanische Dichter Yukio Mishima, der aus dem Dunstkreis der »Konservativen Revolution« stammende Friedrich Hielscher oder Alexander Dugin sind im Diskurs um rechte Ideologien eher obskure Randfiguren.

Eine emanzipatorische Kritik der Inszenierung der IB hat die Aufgabe, den Ausbau der extrem rechten Collage allein durch vertiefende Rezep­tion ihrer Fragmente zu verhindern. Die Attraktivität der IB speist sich weniger aus ihrem intellektuellen Potential, als vielmehr aus dem Gefühl der Erhabenheit der RassistInnen. Diese bildet die Grundlage für die elitäre Inszenierung und das identitäre – durchaus ironisch am Hipster orientierte – Lifestyle-Angebot. Eine Kritik der IB darf sich nicht ausschließlich im oberflächlichen Gestus einer popkulturellen Analyse verfangen. Für die Kritisierenden gilt vielmehr aufzuzeigen, worum es sich bei der IB handelt: um eine neofaschistische Kaderorganisation, die eine völkische Bewegung ins Rollen bringen möchte.