Back to the roots

von Michael Natz
Magazin "der rechte rand" Ausgabe 163 - November 2016

das Bild wiederholte. Die »Freien« dominierten, die NPD-Funktionäre hielten sich zurück.
Das Motto »Heimat und Tradition« interessierte die 60 TeilnehmerInnen nur am Rande. Die Parolen, welche die Aufmarsch-TeilnehmerInnen durch die Straßen grölten, bezogen sich größtenteils auf die anwesenden GegendemonstrantInnen, die PressevertreterInnen oder Polizeikräfte. Immer wieder kam es zu Provokationen und Bedrohungen. Nach einem Gespräch mit Polizeikräften beendete die sichtlich überforderte Anmelderin den Aufmarsch frühzeitig. Im Anschluss versuchten vier mit Baseballschlägern und Knüppeln bewaffnete Neonazis eine Gruppe von rund 40 antifaschistischen Jugendlichen, die von der Polizei zum Bahnhof begleitet wurden, zu attackieren.

Die ersten Versuche der »Freien Kräfte«, ihre Meinung auf die Straße zu bringen, waren von wenigen Inhalten und vielen Aggressionen geprägt. Besonders taten sich dabei die neu gegründeten »Nationalen Sozialisten Schwerin« (NSS) hervor. Bislang beschränkt sich die politische Arbeit der »Kameradschaft« auf das Tragen gleicher Pullover, das Pöbeln und Provozieren bei Aufmärschen sowie das Teilen von Beiträgen anderer neonazistischer Gruppen auf ihrer Facebook-Seite. Ein Großteil der NSS war bis zur Selbstauflösung im Umfeld der rechten Splittergruppe »Dachverband Deutschland wehrt sich« aktiv. Einer der Hauptinitiatoren von »Deutschland wehrt sich« saß bis zum 12. Oktober drei Monate in Untersuchungshaft. Dem Schweriner David Bühring wird von der Schweriner Staatsanwaltschaft eine Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung einer Straftat und Volksverhetzung vorgeworfen. Seine beiden Mitstreiter Torsten S. und Uwe W. hat es trotz des Wahlmisserfolges zur NPD hingezogen.

Neue, alte Wege beschreiten

Die rassistische Mobilisierung der NPD-dominierten »MVGIDA« und der Gruppe »Deutschland wehrt sich« in den letzten 20 Monaten hat spätestens nach der Wahl viele lose Personenzusammenschlüsse zusammengeführt. Einige der Untergruppen des »Dachverband Deutschland wehrt sich« agieren nun unter anderem Namen. Viele Mitglieder der »Kameradschafts«-ähnlichen Gruppen haben in Aufmärschen einen Ausdruck für ihre rassistisch geprägten Aggressionen wiederentdeckt, die sie meist an Presse, politischen Feinden und Polizei auslassen. In einem Ort nennen sie sich »Nationale Sozialisten«, in anderen Orten »Patrioten« oder »Freie Kräfte«. Was sie eint, ist eine gewalttätige, rassistische Protestkultur.