»Alternative« mit Schmiss

von Jörg Kronauer
Magazin "der rechte rand" - Ausgabe 162 - September 2016

Burschenschafter in der AfD

 

Für Sascha Jung hat es nicht gereicht. Den 43-Jährigen, der während seiner Studienzeit in München der »Danubia« beigetreten war – einer der am weitesten rechts stehenden deutschen Burschenschaften – hatte die »Alternative für Deutschland« (AfD) lediglich auf Platz 23 ihrer KandidatInnenliste für die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern am 4. September gesetzt. Das genügte nicht für den Einzug ins Parlament. Aber Jung kann sich trösten: Mindestens zwei seiner Verbandsbrüder haben den Sprung in den Landtag geschafft. Enrico Komning, Inhaber einer Rechtsanwaltskanzlei und laut eigener Angabe Mitglied der »Greifswalder Burschenschaft Rugia«, hat auf dem sicheren Listenplatz 4 nicht zittern müssen; auch Sandro Hersel konnte sich mit Listenplatz 12 einen ruhigen Wahlabend machen. Zählt man den Polizeioberkommissar Nikolaus Kramer hinzu, dessen Einzug in den Landtag ebenfalls nicht in Frage stand – er hatte Listenplatz 8 erhalten –, dann sind Burschenschafter in Mecklenburg-Vorpommern erstaunlich erfolgreich gewesen. Kramer war zwar nur in der »Pennalen Burschenschaft Ernst Moritz Arndt zu Greifswald« aktiv, einer Schülerverbindung, doch diese ist unmittelbar an die »Burschenschaft Markomannia Aachen zu Greifswald« angebunden.

^ mit Fackeln für Deutschland – DB in Eisenach 2012

 

Neue alte Anschlussversuche

Dass sich Burschenschafter bei der AfD betätigen würden, ist von Anfang an zu erwarten gewesen. Aktivisten aus dem ultrarechten Dachverband »Deutsche Burschenschaft« (DB) haben eigentlich bei jeder halbwegs relevanten Partei rechts von CDU/CSU und FDP zumindest zeitweise mitgemischt. Das konnte man bereits bei der jungen NPD beobachten. Der »Nationaldemokratische Hochschulbund« (NHB) etwa lebte Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre nicht zuletzt von burschenschaftlicher Beteiligung. Als in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre »Die Republikaner« (REP) zur Modepartei der extremen Rechten in der Bundesrepublik wurden, mischten sich Burschenschafter ein, gründeten 1989 den »Republikanischen Hochschulverband« (RHV) und wurden auch in der Mutterpartei aktiv; 1994 wurde mit Rolf Schlierer ein Alter Herr der »Gießener Burschenschaft Germania« sogar Parteivorsitzender. Mitte der 1990er Jahre interessierten sich Burschenschafter eine Zeitlang für den 1994 gegründeten, allerdings schon bald in der Bedeutungslosigkeit versinkenden »Bund freier Bürger«, nahmen in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre nochmals kurzen Kurs auf den 1997 neubelebten RHV, um sich um die Jahrtausendwende tendenziell der NPD zuzuwenden – obwohl NPD-Aktivitäten wie die von Jürgen Gansel, Arne Schimmer (beide »Burschenschaft Dresdensia-Rugia Gießen«) und anderen in der DB nie unumstritten waren.
Auch im Fall der AfD